Das Wood Wide Web
Wenn ich im Auto unterwegs bin, dann höre ich immer wieder Hörbücher. In erster Linie nutze ich die Zeit um Sachbücher zu hören. Leicht vermittelte Information und eine Variante, die Zeit hinter dem Steuer, nicht komplett zu verschwenden. Zuletzt habe ich ein hochinteressantes Buch von Peter Wohlleben gelesen. Das geheime Leben der Bäume. Ein Interessantes Thema, das meinen Blick auf die Pflanzen etwas verändert hat.
Peter Wohlleben
Peter Wohlleben arbeitet in Deutschland als Förster. Ursprünglich ganz klassisch und nach Lehrbuch hat er den Wald gepflegt, wie man es ihm beigebracht hat. Später hat er allerdings begonnen, die Bäume anders wahrzunehmen. Statt sie als Wirtschaftsgüter wahrzunehmen und sie nach ihrem Holzwert zu beurteilen, begann er sie als Lebewesen zu verstehen. In seinem Buch beschreibt er viele Beobachtungen und Sachverhalte, die sehr überraschend sind. Bäume unterhalten Freundschaften, pflegen ihre Kinder und sogar abgestorbene Bäume. Im Prinzip besteht wenig Unterschied zwischen einem Baum und einem beliebigen Tier.
Wood Wide Web
In seinem Buch beschreibt Wohlleben auch, dass die Bäume in einer Symbiose mit Pilzen Leben. Pilze, die mit ihrem Myzel den gesamten Waldboden durchziehen. Sie dienen den Bäumen als zusätzliches Netzwerk, über das sie Informationen austauschen können. Das ermöglicht den Bäumen im Wald wichtige Informationen über dieses unterirdische Wood Wide Web auszutauschen. Diese Kommunikation ist aber bei Weitem nicht die einzige Art, wie Bäume sich austauschen. Über Duftstoffe teilen sich Bäume mit, wenn sie von Schädlingen attackiert werden. Akazien pumpen informieren sich auf diese Weise darüber, wenn eine Giraffe an ihnen frisst. Sie pumpen als Reaktion darauf bittere Abwehrstoffe in die Blätter. Durch die Warnung an die Artgenossen, schmecken alle Akazien im Umfeld plötzlich bitter. Giraffen fressen daher entweder gegen den Wind, oder lassen immer ein paar Bäume aus.
Pflanzen leben
Nachdem ich das Hörbuch gehört habe, habe ich mich mit dem Thema noch weiter auseinandergesetzt. So gibt es etwa Forschungen rund um das Verhalten der Pflanzen, die nahelegen, dass sie sich genauso verhalten wie Tiere. Ihr Bewegungsradius ist dabei stark eingeschränkt und die Geschwindigkeit deutlich langsamer. Trotzdem sind Pflanzen, genauso wie Tiere, auf der Suche nach Nahrung. Finden sie mit den Wurzeln entsprechende Nährstoffe, dann bleiben Sie dort, bis sie aufgebraucht sind. Cleve Backster hat außerdem auf dem Gebiet der pflanzlichen Gefühlswelt bahnbrechend geforscht. Als Experte für Lügendetektoren hat er sich eines Tages entschieden, seinen Drachenbaum an so einen Detektor anzuschließen. Nachdem wenig zu erkennen war überlegte er, wie er eine Reaktion provozieren könnte. Einen Ausschlag konnte er schließlich messen, als er daran ging, den Drachenbaum mit einem Feuerzeug zu verbrennen. Interessantes Detail dabei: Die Reaktion erfolgte bereits, als Backster nur daran dachte, ein Feuerzeug zu holen.
Koordination
Auch wenn die Forschungen, die Backster anstellte, faszinierend sind, so lassen sich genauso beeindruckende Reaktionen und Handlungen von Bäumen jeden Tag im Wald beobachten. So koordinieren die Bäume einer Art etwa, wann sie blühen. Eichen entwickeln nicht regelmäßig Eicheln. Wenn sie es tun, dann aber alle im Wald gleichzeitig. Sie vereinbaren also einen Termin und bilden daraufhin Blüten. Die Pflanzen scheinen also weit mehr zu sein, als wachsende Rohstoffe. Ein wichtiger Teil der Kommunikation dieser Lebewesen ist das Wood Wide Web.